Der innerfamiliäre Nord-Süd-Konflikt

Er möchte im Urlaub nach Schottland, Island, Dänemark fahren, also eher nach Norden.
Sie behauptet, dort regnet es „immer“, sie will Sonne, nicht im Womo sitzen, sondern draußen.
Fernsehen gibt es ja nicht bei uns.
Deshalb gibt es vor jedem Urlaub die schönsten Diskussionen ums Urlaubsziel.

England.

Sie: es hat immer geregnet, denk an Cornwall (Regen aus Kübeln und Sturm – die Engländer haben Grillgefässe zum an den Boden nageln), denk ans Dartmoor (Landregen – habe nachts wirklich mehrfach einen benachbarten Bachlauf kontrolliert)

Er: stimmt ja, aber was war in Brighton – Sonnenbrand, was war in Dover – Sonntagsausflügler en masse und Flugschau historischer Flugzeuge (zu Ehren der ersten Kanalüberquerung) bei gutem Wetter.

Und sind wir in Cornwall auf den Klippen gewandert oder nicht? Waren wir am Minack Theatre (Porthcurno-Südküste) trockenen Fußes oder nicht? (Dort geben sie wirklich La Traviata in den Klippen von Cornwall).....

Irland

Sie: da regnet es immer und der Wind!
Er: Stimmt nicht, was war in Roundstone damals, gefährlicher Sonnenbrand der Kinder, da waren sie noch klein. Schon, wenn's mal regnet, rufen die Eltern die fußballspielenden Kinder nicht herein wie bei uns, die trocknen später nämlich von selbst. Die Sonne kommt von selbst wieder, es gibt eben 5 Wetter am Tag. Und der Wind, na ja, Fahrradfahren mit dem Wind ist super, dann zurück zugegebenermaßen nicht mehr.


Holland

Sie: Nie mehr, immer nur Regen, wir haben nie draußen gesessen.
Er: Stimmt ja nur z.T. Aber wie oft haben wir gegrillt und den Kaninchen zugeschaut? (die gibt’s da wohl massenhaft auf jedem Campingplatz) Und Fahrradfahren in den Dünen, ging das oder nicht? (irre, die haben da „wandelpads“ für Fußgänger, „fiets-Pads“ für Radfahrer und extra Reitwege). Und Kibbeling im Hafen in der Sonne genießen, ging auch. Und die Velo-Solex-Fahrer, die wir beobachtet haben, sind die etwa nass geworden – nein!

Und Sonnenuntergänge – gab's die, oder nicht? Und bei der Grachten-Tour in Amsterdam – Sonne oder Regen? Sonne.
Sie: und die Windmühlen vom Molenkomplex? Hat man sie gesehen, oder nicht.

Und in Gouda? Beide Male voller Landregen.


Berner Oberland – Schilthorn

Da wollten wir doch mal hoch hinaus – auch noch als Geburtstagsgeschenk, so eine Fahrt mit der Gondel auf 2970 m hinauf zu dem weltberühmten Dreh-Restaurant Piz Gloria auf dem Schilthorn.
Dort haben sie 1968 den James-Bond-Film "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" gedreht. Und man hat einen fulminanten Blick auf Jungfrau, Mönch und Eiger direkt gegenüber, wenn das Wetter mitspielt. Wir kamen genau 5 min in den Genuss, dann zogen Wolken auf und es war rum.
In den Bergen ist das einfach drin.
Und abends auf dem schön gelegenen Camping Stechelberg ging es so weiter. Die umliegenden Wasserfälle gingen auf in einem kräftigen Gewitter mit Landregen.


Im Schwarzwald – nach Internet-Recherche

Um einmal sicher zu gehen, bemühte sie dann mal wieder das Internet. Weil, auch regional waren nördlich von uns gemischtes Wetter und Regen gemeldet und Richtung Bodensee – wen wundert's – Sonne. Also, gegen solche Argumente ist kein Kraut gewachsen, ging es in diese Richtung.
Nun blieb man aber im Schwarzwald hängen, weil da Interessen vorlagen, die abgearbeitet werden mussten. In Staufen und Sulzburg. Das Ergebnis: ein schöner Abend in einem sehr guten Lokal und Weltuntergang auf dem nahegelegenen CP. Und der Sulzbach rauschte sein Lied dazu.
Er: Es gab im Internet Unwetter-Warnung für die Region Freiburg.
Sie: hab ich nicht gesehen.
(Er hat nach Freiburg recherchiert, sie nach Bodensee)
Am Ende flüchtete man kurz entschlossen nach – Norden. Ins krumme Elsass (CP Bremmendal) und diesmal mit Glück, ein kräftiger Wind blies die dunklen Wolken nach irgendwo und es wurde noch ein schönes WE mit spannenden Fußballspielen der EM in der Camping-Kneipe.


Kroatien

Nach langen Diskussionen nach dem erwähnten Muster hat man sich für den diesjährigen Sommerurlaub für Kroatien entschieden. Der erste Kandidat, Südtirol, war ausgeschieden, nachdem herausgekommen war, dass Toblach auf 1200 m liegt.
Das lockende Panorama der 3 Zinnen konnte die Erinnerungen an Antholz 2004 nicht eliminieren, damals sind wir wegen Temperaturen unter 10 ° (im August) auch nach Kroatien geflüchtet.
Und diesmal spielte der Wettergott echt mal nicht verrückt. Sommer ohne Ende, manchmal etwas stark im Auftritt, 38° müssen nicht sein, aber Wind und Wasser vor der Haustüre zum Baden – zur vollen Zufriedenheit für beide.

Das reizvolle Land, nette Leute, gutes Essen und prima Campingplätze auf den Inseln Crès und Losinj taten ein übriges.

So dass auch ein abschließendes Wochenende in Toblach erträglich wurde, bei nur 20°.
Aus Kroatien kommend – zum Frösteln.


Irland

Freunde waren zur gleichen Zeit in Irland. Sie waren mental auf alles gefasst – wollten auf die Gummistiefel verzichten. Beim Fliegen mit den Freunden von -yan Air sowieso nicht so angeraten.

Also um es kurz zu machen – den Sommer haben sie dort nicht erlebt, 2 Tage waren trocken, der Rest war geprägt von Wolken zum Greifen, Regen und Sturm.

Wandern mit der Gummihose war angesagt. Depressions-Abwehr vielleicht ein Stückchen auch. Mentale Stärke ist dann schon gefragt.
Die geografischen Highlights Cliffs of Moher, Ring of Kerry, der Connemara-Nationalpark und zauberhafte Bed and Breakfast-Unterkünfte müssen dann schon hoch bewertet werden.
Das für uns abenteuerliche Linksfahren auf einspurigen Landsträßchen bringt auch noch ein bißchen Spaß. Reizend auch die Sprüche der Iren: it's really a nice day today, isn't it? Und die Regel, dass es 5 Wetter am Tag gibt, versagt auch manchmal.
Aufwärmen muss man sich erst im Café, dann zuhause, wenn's geht.

Auf dem Gotthard übernachtet

Und was sagt man dazu?
Geht auch. Bei +2° am 2.6.2010.

Fortsetzung folgt