Eine Woche Italien im Herbst
Mit dem Wohnmobil eine Woche im Herbst unterwegs – lohnt nicht?

Bei schlechtem Wetter starten wir nach Süden, nichts wie weg und mal schauen, wie weit wir kommen. Bis zum Brenner wäre nicht schlecht. Aber man kommt kaum voran, Staus überall, deutsche Autobahnen sind ein Graus. Irgendwann im Allgäu beschließen wir eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Nach gut 300 km - Memmingen bietet sich an. Aber da stehen sie wie die Heringe in der Dose, vielen Dank, weiter nach Ottobeuren. Dort haben wir es viel besser, da stehen zwar viele PKW`s auf dem Parkplatz am Sportzentrum, aber die wollen ja nicht übernachten. Nebenan im selben Sportzentrum gibt es -Überraschung- die beste Pizza im Allgäu. Der Abend ist gerettet und die Nacht ebenfalls.
Morgens sind es außen 4 °C aber volle Sonne, wir starten zum Fernpaß, dort prima Fernblick zur Zugspitze.




Dann wollen wir die alte Brennerstraße fahren, man fährt unter der gigantischen Brennerautobahn, aber ab Matrei ist gesperrt und wir müssen doch auf die Autobahn, womit der Spaß vorbei ist, es herrscht ein irrer Verkehr, zum Abgewöhnen. Man kann Österreich ohne Pickerl queren, die Bundesstraße verläuft neben der Autobahn, der Brennerpaß kostet extra.
Dann am Abend wieder Suche nach einem Stellplatz, der ins Auge gefasst ist. Gfrill auf 1400m, irre steile Kurven bis dahin, sehr idyllisch, aber für Blutdruckempfindliche zu hoch. Finden dann SP Residenz Santlhof oberhalb Kurtatsch, optimal, man steht neben dem Weinberg, nur 700 m hoch, Restaurant und weiter Blick ins Etschtal.
371 Tages-km sind genug, der Gasthof bietet Südtiroler Küche und eigenen Rotwein, ein feiner Vernatsch.
Nach einer ruhigen Nacht – halt, da war doch was!, der Hahn der Nachbarn meint doch wirklich ab 5 h 13 krähen zu müssen und gibt keine Ruhe mehr. Naja, es gibt schlimmeres. Der Wettergott schickt immer noch Regen, aber es wird milder. Auf der Strecke liegt das Grappa-Gebiet, in Bassano del Grappa herrscht geschäftiges Samstags-Treiben in einer milden Herbst-Sonne. Ein sehr gutes Restaurant (Birreria Ottone) lädt ziemlich deutlich ein und wir bereuen es nicht. Eine Flasche Grappa der Firma Nardini kommt als Souvenir mit. Am Abend landen wir auf dem SP in Chioggia, das Navi bricht sich alle Gehirnwindungen und findet die Koordinaten nicht.
Chioggia ist für uns ein Klein-Venedig, das große liegt auf der anderen Seite der Lagune.




Es herrscht lebhafter Sonntags-Betrieb im Städtchen, das man per Fahrrad sehr gut erkunden kann. Am Strand wird ein umfangreicher Afrikaner-Markt abgehalten, kilometerlang und gut organisiert. Das Strandpublikum scheint das zu kennen, es ist interessiert an bunten Sportschuhen, afrikanischen Schnitzereien, Schmuck usw.



Im Ort flitzen viele E-Bikes herum, sogar ziemlich alte, es gibt kaum noch normale Fahrräder. Interessant auch eine kilometerlange Kaimauer, die als vielbesuchte Promenade für die Sonntagsspaziergänger dient. Wirklich ein buntes Treiben bei Kaiserwetter.
Essen gehen wir heute nicht, die Bordküche kann auch einiges.
Wir wollen ja in den Süden, also weiter Richtung Cesenatico, die Küstenstraße SS 309. Das Po-Delta erscheint uns reizlos und langweilig, ein verzeichneter Stellplatz in Goro fällt durch. Irgendwo im Delta verfahren wir uns, wollen eine Pontonbrücke queren und zurückfahren. Aber: Wenden nicht erlaubt, das Benutzen der Brücke kostet 3 € und das 2x, Ausnahmen gibt es nicht, alles wird gefilmt, auch 2x, erklärt eine unterkühlte junge Signorina. Zähneknirschend zahlt man und verlässt die ungastliche Gegend.
Wir durchfahren Ravenna, bekannt durch viele römische Relikte und das Theoderich-Mausoleum, was uns zu denken gibt, war doch Theoderich ein König der Goten. Wikipedia weiß mehr. Es ergibt sich eine schöne Mittagsrast in Porto Garibaldi. Viele Fischer landen eben ihren Fang, kistenweise Garnelen und Sardinen. Wir kommen auf dem Stellplatz von Cesenatico unter, ziemlich leer und trist aber mit perfekter Ausstattung, wovon alles extra bezahlt werden will. An dem Punkt ist Italien teuer. Grundpreis 18 € plusplus.
Am nächsten Vormittag „überschreiten“ wir den „Rubikon“ in Savignano. Der Rubicone ist ein historischer Fluss, bekannt aus Caesars Zeiten, er hat mit diesem Schritt einen Krieg vom Zaun gebrochen. Heute sieht man einen müden, kanalisierten Bach. Das Wetter bietet ein wechselhaftes Programm von starkem Regen und Sonne.
Wir laufen in Castelfidardo ein und finden das dortige Akkordeon-Museum sowie das weltgrößte, voll funktionsfähige Akkordeon. Es ist übermannsgroß und ein Guiness-Rekord. Der Erbauer, ein älterer Herr, erklärt uns alle Einzelheiten mit sichtbarem Stolz.


Wir kommen auf einem Camping in Pineto del Mar unter, die Dame von der Rezeption schickt uns mit dem Womo unter eng stehende alte Pinien, zartes Rangieren ist angesagt, dann steht man in Sichtweite des Meeres mit dem Plätschern der Wellen im Ohr. Der Wind macht es etwas ungemütlich, aber Sitzgruppen am Strand laden die wenigen Camper ein, die nicht so empfindlich sind. Im Restaurant des Platzes ist es angenehmer und sogar gut besucht.
Nach schlechten Nachrichten von zuhause beschließen wir Abbruch der Reise und Rückfahrt.
Auf dem Weg nach Norden queren wir zur Mittagszeit Senigallia, ein angenehmes Örtchen mit historischer Altstadt. Und zufällig bietet sich ein Restaurant an. Ein Parkplatz vor dem Haus ist ein gutes Zusatzargument, die Bremse zu ziehen. Es ergibt sich ein sehr gutes Mittagsmahl mit ausreichend Fisch, was bisher gefehlt hat.
Trotz einer miserablen Navi-Leistung des neuen Garmin finden wir am Abend den uns bekannten SP in Torre Maina bei Maranello. Bei einem Superwetter in der Gegend stellen wir fest, dass die Nähe des Ferrari-Werkes in Maranello auf die Autofahrer abgefärbt haben muss, unter Vollgas geht hier nichts. Ist das Ehrensache hier?
Ab sofort fahren wir nur noch Autobahn, sprich Autostrada, Richtung Mailand. Neben der Autobahn bestaunen wir den Bahnhof der Emilia Romagna, ein futuristischer Komplex.


Eine Frühstückspause ergibt sich zwischen den Fabriken von Barilla und Ferrero, italienischer geht es kaum.
Aber italienisch ist auch der irre Verkehr rund um Mailand. Zudem leistet sich das Navi noch Fehlweisungen, die man nicht braucht. Jetzt noch in die City geschickt zu werden, ist ja wohl nicht das Klügste. Blödes Gerät.
Die nächsten Staus ergeben sich am Gotthard-Tunnel, bei mehr Zeit wäre die Strecke über den Pass die bessere. Tröstlich ist das herrliche Sonnen-Wetter, das uns die ganze Zeit begleitet und herrliche Bergpanoramen ermöglicht.
Am Abend erreichen wir den SP in Ungersheim, bekannt von mehreren Besuchen. Das dortige Ecomusée hat im eigenen Restaurant heute sogar Live-Musik, einen Flammkuchen und ein bière pression gibt es sowieso.
Zuhause nach einer guten Woche, ungeplanter Abbruch, aber man staunt, was man alles in kurzer Zeit sehen und erleben kann. Ein perfekter Tapetenwechsel, einige Kilometer Fahrstrecke natürlich vorausgesetzt.