Alle fahren an die Mosel – fahrt doch mal an die Moselle. Alle fahren ins Elsass – fahrt doch mal nach Lothringen.
1. Die Holländer sind schon da, die sind sowieso immer schon da, wo du auch hinkommst. Aber sie wissen auch, wo es schön ist. Und Stil – im Camping – haben sie.
2. Man könnte in Lunéville beginnen, das liegt gar nicht an der Moselle, sondern an der Meurthe, aber als Etappenstadt sehr angenehm. Ein ruhiges Provinzstädtchen mit riesigem Schloss mit Park.
3. Oder man startet in Nancy, immer sehenswert. Vor allem am Wochenende tobt rund um Place Stanislas das Leben, touristisch gesehen, das ist die gute Stube von Nancy.

Von dort fährt man dann die D 570 moselaufwärts. Hier laufen Mosel und Canal de l'Est parallel.
4. Für den Camper bietet sich als Etappe als nächstes Charmes an. Wer's mag, stellt sich auf den Womo-Stellplatz, der malerisch am Kanal liegt, aber immer überfüllt ist.

Der Campingplatz „Les Iles“ ist eine namhafte Alternative, er liegt in der Tat auf einer Insel zwischen Kanal und Mosel und ist sehr gut geführt.

5. Die Mosel läuft hier naturbelassen, geruhsam und wird zunehmend schmäler. Das nächste Städtchen ist Châtel-s-Moselle. Wie der Name schon sagt, mit einer Burg ausgestattet. Gerade finden Ritterspiele statt, Historie ist überall angesagt. Auf den Höhen außerhalb liegt ein sehr gepflegter Camping á la ferme, die Holländer sagen dazu camping biy de buren und ist in Holland ein empfehlenswerter Ansatz.
6. Über Thaon-les-Vosges kommt man nach Epinal. Die Hauptstadt des Départements Vosges ist sehr sehenswert, bietet Kunst und eine schöne Lage am Fluss. Dem Campingfreund steht ein SP am Kanal zur Verfügung. Außerhalb am Réservoir de Bouzey gibt es einen idyllisch gelegenen Camping á la ferme.
7. Über Rémiremont gelangt man auf der gut ausgebauten N57/N66 oder auf der beschaulicheren D42 nach Rupt-s-M. Blicke auf den Fluss-Verlauf bieten sich immer wieder. Die Angler kennen sich bestens aus, die stellen den ombres (Äschen) und truites (Forellen) nach. Man gewinnt den Eindruck, alle Franzosen angeln mit Leidenschaft.

Beim Studium der Straßenkarte findet man im Landesinnern den Ortsnamen „Le Gras chien“ und wundert sich. Heißt das nicht der fette Hund??
8. Die N66 führt uns weiter nach Le Thillot und Fresse-s-Moselle (den ungewöhnlichen Namen gibt’s hier sogar zweimal). In St. Maurice-s-Moselle biegen fast alle Touris ab und fahren auf der D 465 aufwärts zum Ballon d'Alsace, eine schöne Strecke mit fantastischen Ausblicken. Motorrad- und Fahrradfahrer streiten sich um die Hoheit auf der Strasse. Die einen wie die wilden Hummeln, die anderen eher mit gequälter Miene. Oben treffen sich alle mindestens zum Kaffee, es gibt aber auch das traditionelle Sonntagsmenü (heute pommes aux lards – Speckkartoffeln mit Eisbein).

9. Wenn man der N66 folgt und in Bussang links abbiegt, wartet das Alternativ-Programm. Keine Massen, keine wilden Hummeln, sondern das idyllische Quellgebiet der Mosel am Fusse des Ballon d'Alsace.

Die Source Marie, wo man sich das Quellwasser in Flaschen füllen kann und die eigentliche Moselquelle. Von hier aus tritt sie ihre 550 km lange Reise nach Koblenz an, ein anschaulich gestaltetes Relief belehrt darüber.

10. Als Etappe bieten sich der SP auf dem Ballon d'Alsace (heute kalter Wind, aber Fernsicht) und der schön gelegene CP an der kleinen Mosel in St. Maurice-s-Moselle an.
11. Ein Abstecher zum Staunen muss noch sein. Über die D486 nach Süden gelangt man über Ternuay (heißt eigentlich Ternuay, Melay et St. Hilaire und ist das Tor zu den milles étangs) und das Fresse Nr.2 nach Plancher-les Mines.
Hier werden am 7.Juli 2012 die Helden (oder Verrückten?) der Tour de France ihre Sicht der Dinge demonstrieren.

An der Planche des Belles Filles, im Winter ein Skigebiet, liegt die Bergankunft der 7. Etappe von Nancy hierher (schlappe 100km). Im Schnitt hat sie 17 % Steigung, der Strassen-Belag ist schon tourgemäß neu, der Split stört noch stellenweise den aufmerksamen Beobachter.
12. Weiter im Landesinnern entdeckt man beim Kartenstudium Moscou und Jérusalem dicht beeinander. Kurios.
Nochwas kurioses: bei Ortsdurchfahrten sehe ich hier zum ersten Mal Drive-in-Apotheken oder "pharmacie en volant". Gibts bei uns noch nicht.
13. Lothringen ist eine Reise wert, auch wenn wir zu oft auf dem Weg nach Süden durchbrausen. Es ist schon ein Genuss, die Autobahn links liegen zu lassen und die D-Strassen zu nehmen, alle gut ausgebaut mit Blick ins Land rechts und links der Strasse. Hier haben die Kühe auf den Wiesen mehr Platz als die Kinder in unseren Schulklassen.